
Weltreise-Modus im Testlauf
Hat schon mal jemand was von Taubenzecken gehört? Ich nicht – bis ich jetzt in Leipzig zu Besuch in einer dieser super sanierten Altbauwohnungen war. Dass sich das Inventar aus nicht mehr als zwei Gegenständen – einer Matratze und einer Lampe – zusammensetzt, täte eigentlich nichts zur Sache. Wenn dieser Umstand nicht dazu beigetragen hätte, meinem mitunter (ich geb’s ja zu) kritischen Blick freie Bahn zu gewähren. Besagter fiel prompt auf eine Irritation an der kahlen Wand: Ein Fleck, der da absolut nicht hin gehört!! Dass es sich hier nicht um die Folgen schlampiger Malerarbeiten handeln konnte, war in dem Moment klar, in dem sich der Fleck in Bewegung setzte.
Mein eindeutiges Urteil: Ungeziefer! Eines, das ich noch nie gesehen habe. Meine prompte Recherche fördert Erschreckendes zu Tage: Wir haben es hier mit der Taubenzecke zu tun, und nicht nur diese, sondern auch alle anderen gerade erst bezogenen Wohnungen des kernsanierten Hauses sind davon befallen.
Ich habe aber auch ein Glück. Das letzte Mal, als ich die Nacht auf dem Boden einer frisch sanierten und neu bezogenen Altbauwohnung verbracht hatte, war ich am nächsten Morgen von peruanischen Speckkäfern umzingelt. Während letztere qua Herkunft – sie tummeln sich gerne im Umfeld verwahrloster (Vor-)Bewohner – auch nicht unbedingt possierlich wirken, ist der Ekelfaktor bei der Taubenzecke allein aufgrund ihres Wirtstiers, der gemeinen Straßentaube, doch nochmal höher. Zumal Taubenzecken echt zähe Biester sind, bis zu sieben Jahre ohne Nahrung überleben und bis zu 13 Jahre alt werden können, sich aber selbst mit Kammerjägern kaum bekämpfen lassen.
Jetzt bloß nicht ausflippen. Das ist die Chance, mich auf den großen Trip vorzubereiten und in den Weltreisemodus zu versetzen. Wenn ich jetzt am Rad drehe, kann ich davon ausgehen, dass ich die Weltreise nach spätestens drei Wochen abbrechen muss. Denn da werden mir sicher noch ein paar ganz andere Kaliber über den Weg laufen.
Anstatt also meine Sachen in einen vakuumierbaren Sack zu stecken und in der chemischen Reinigung dreimal bei 95 Grad zu waschen(oder am besten gleich wegzuwerfen) bewahre ich Ruhe. Absolute Ruhe. Ich bin echt stolz auf mich.
Kleiner Nachtrag: Die Sache hat mir keine Ruhe gelassen. Weitere Recherche bringt den Artikel „Notarzt oder Exitus“ zu Tage. Sorry, aber ich kann mir einen besseren Tod als den durch einen Taubenzeckenbiss vorstellen. Nicht mit mir. Ich bin also doch kurz vorm Kollaps und will hier raus. Und zwar sofort. Ich bestehe auf den umgehenden Auszug. Feuertaufe my ass.
Herrlich, liebe Judith, herrlich! Ich sehe es quasi vor mir! :-))))))
Du schaffst das, nur nicht unterkriegen lassen.
Danke – etwas Aufmunterung kann ich jetzt gut gebrauchen…