
Schuhwerk Part II
Es ist mir schon peinlich, diese Teile in den Geschäften überhaupt anzuschauen. Schleiche immer möglichst unauffällig an den in Frage kommenden Regalen vorbei und versuche, die Auslage einigermaßen scharf aus den Augenwinkeln zu begutachten. Ein solches Vorgehen macht das Drehen mehrerer Runden erforderlich, und mich wundert, dass ich mich noch nicht als Ladendieb verdächtig gemacht habe.
Die Welt teilt sich zu diesem Thema – die Rede ist von der gemeinen Wandersandale – in zwei Lager: die Ignoranten und die Verweigerer.
Die Ignoranten nehmen die Abartigkeit der Wandersandale gar nicht erst wahr oder unter Vorschieben ihrer Funktionalität Zähne knirschend in Kauf.
Das Schlimme: Man muss ihr tatsächlich eine gewisse Daseinsberechtigung zugestehen. Ich denke da insbesondere an das integrierte, 100% natürliche Abluftsystem, die abwasch- und desinfizierbare (für mich ein schlagendes Argument) Materialbeschaffenheit und die libertäre Geisteshaltung, die der Träger eines solchen Accessoires mit der Bewegungsfreiheit seines Fußapparates zur Schau zu stellt.
Die Verweigerer entziehen sich jeder Diskussion und scheren sich nicht um Argumente. Sie sind Ästheten. Sie sind es, die Haltung zeigen, die sich bei kilometerlangen Märschen in Flip Flops lieber die Zehen abfaulen als dazu herab lassen, sich diese Treter um ihre Füße zu schnüren.
Ich aber bin ein verdammt wehleidiges Wesen. Faulende Füße sind für mich keine Option – es muss eine anständige Alternative her.
Die Lösung liegt in einem längst tot geglaubten Produkt, das unsereiner vor mehr als 20 Jahren zu zeltartigen Diesel-T-Shirts kombiniert hat. Seit die Leute von Birkenstock auf die bemerkenswerte Idee gekommen sind, Heidi Klum mit ihren einst als Jesus-Latschen verschrieenen Sandalen auszustatten (und für’s Tragen zu bezahlen — das sei hier unterstellt), hat die Birkenstock-Sandale zur (also gar nicht mehr so wundersamen) Renaissance gefunden. Auch wenn ich mit diesem Schuh auf Kriegsfuß (es gibt ja Gründe, weshalb Dinge von der Bildfläche verschwinden) stehe, ist er immer noch besser, als die oben beschriebene Alternative. Ich habe das Modell „Magic Glamour“ bestellt, das in der Sonne wundervoll glitzert und funkelt und mich Heidis Hollywood ganz nahe bringt.
Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass das anatomisch angeblich so wertvolle lederne Fußbett meine täglichen Reinigungszeremonien überleben und sich nebenbei an meine Füße anpassen wird. Von meinem ersten Probe-Spaziergang nämlich zeugen noch immer – Flip Flop lässt grüßen – vier Blasen und fünf Druckstellen.