
Laos – Best of
Entspanntester Ort
Laos ist ja sooo was laid back – sagt jeder. Um ehrlich zu sein: Das stimmt. Die Befürchtung, etwas zu verpassen, schwindet endgültig auf meiner letzten Station: Auf Don Khong, einer von – so heißt es – 4000 Inseln, die sich im Süden des Landes aus dem dort immer breiter werdenden Mekong (gibt ja kein Meer hier) erheben. Außer einer Handvoll Guesthouses und ein paar Fischerfamilien wird man dort nicht viel finden. Aber das ist gerade das Schöne.
Fiesester Anblick
Inmitten der von mir so gepriesenen Landschaft erhebt sich plötzlich eine Baustelle gigantischen Ausmaßes. Die Chinesen, die hier überhaupt keinen guten Ruf, inzwischen aber ganze Geschäftszweige (in Luang Prabang z.B. sind Guesthouses und Hotels vorwiegend in chinesischer Hand) übernommen haben, bauen einen Riesendamm am Mekong. Was das für Land, Umwelt und Leute bedeutet, brauche ich nicht zu erwähnen. Eine am Reißbrett entstandene Stadt, in die Anwohner wegen zu erwartender Fluten zwangsumgesiedelt wurden, kann ich mit eigenen Augen sehen. Mehrere solcher Dämme sind in Planung oder im Bau, und dabei bleibt der Strom noch nicht mal im eigenen Land! Laos will sich zur „Batterie Südostasiens“ mausern und die Energie nach China, Vietnam usw. exportieren.
Liebstes Essen
Jetzt weiß ich endlich, wieso Reis „sticky“ ist. Damit man ihn mit den Fingern essen kann! Auf den Märkten – mein persönliches Schlaraffenland – finde ich alles, was sich damit kombinieren lässt. Am liebsten habe ich gebratenen Wasserspinat, Mekongalgen oder Rattansalat. Ja, man kann die Möbel essen, so lange sie noch jung sind. Alles ordentlich gewürzt mit den Chilis, die die Laoten bergeweise vor ihren Behausungen (gerne in Satelittenschüsseln) trocknen. Hier ist übrigens alles gänzlich unbehandelt (das weiß ich zumindest für den Norden). Die meisten Menschen betreiben Subsistenzwirtschaft, haben ihre eigenen Reisfelder, Gärten und Tiere. Was dazu führt, dass man auf den Straßen nicht nur den obligatorischen Hunden und Kühen, sondern auch Schweinen und vor allem Hühnern mit ihrer Küken-Schar ausweichen muss. Der Nachteil ist, dass man täglich zu nachtschlafender Zeit von um die Wette schreienden Gockeln aus dem Bett geschmissen wird.
Größte Tourifalle
Ich glaube, in Luang Prabang fallen vor allem jene ein, die Laos mal eben mitnehmen, wenn sie denn schon „in der Gegend“ sind. Es müssen diese Leute sein (und ein paar Dumme wie ich), die sich an der blödsinnigen Jagd nach dem besten Sonnenuntergangsbild beteiligen und zusammen mit Horden anderer auf den Berg Phousi hoch ächzen. Nur um sich oben mit ihren Ellenbogen einen Platz zu verschaffen, von dem aus die Gefahr, über das Geländer geschubst zu werden, am geringsten ist. Die Aussicht auf die Stadt am Mekong ist nett. Aber nicht mehr – insbesondere wenn man in der sechsten Reihe steht. Die Stimmung ist endgültig dahin, als mit dem Verschwinden der Sonne ein charterflugähnlicher Applaus aufbrandet. Zum Glück haben es alle eilig und hauen ab, bevor es interessant wird und sich der Himmel rot verfärbt.
Typischstes Styling
Am liebsten würde ich mir auch einen von diesen Röcken, die die Laotinnen tragen, zulegen. Es soll sich natürlich nicht um eines der auf allen Märkten erhältlichen chinesischen oder vietnamesischen Imitate handeln – den Unterschied habe ich mir erklären lassen und ich bilde mir ein, das Material jetzt unterscheiden zu können. Allerdings kosten die Laosoriginale soviel wie ein Luxusdirndl, so dass ich das örtliche Handwerk leider nicht unterstützen kann.
Mann schmückt sich, so er es sich leisten kann (das sind anscheinend meistens Leute, die dem Regime nahe stehen), einen überdimensional großen Pickup. Wofür, weiß ich nicht. Wahrscheinlich lässt sich damit leichter über die Buckelpisten schanzen. Jedenfalls sind bestimmt 95% der Autos Pickups.
Lehrreichste Begegnung
Ich könnte fluchen. Da buche ich einmal nicht im Voraus und dann das. Jede einzelne verflixte Unterkunft in diesem Ort namens Phonsavan ausgebucht. Weil die Hmongs – eine der über hundert in Laos lebenden Ethnien – sich in ihre traditionellen Klamotten geworfen haben und aus allen Teilen des Landes eingefallen sind, um dort ihr Neujahr zu feiern.
Die Hmong galten bei den Amerikanern als kriegerisches und freiheitsliebendes Bergvolk und wurden von der CIA während des Vietnamkriegs zu einer Dschungel-Guerilla, der sog. Secret Army, gegen die „Pathet Lao“ ausgebildet. Die Pathet Lao war eine kommunistische Bewegung, die nicht zuletzt dank nordvietnamesischer Unterstützung in Laos stark an Bedeutung gewann und den Amerikanern ein Dorn im Auge war. „Secret“ war das ganze Unternehmen deshalb, weil Laos nach der Unabhängigkeit von den Franzosen für neutral erklärt wurde.
Gebracht hat es nichts, wie der Krieg ausgegangen ist, weiß jeder, und die Pathet Lao ist bis heute an der Macht. Die Hmong wurden in Umerziehungslager gesteckt oder sind geflohen.
In Phonsavan lässt sich anhand von Bombenkratern übrigens auch nachvollziehen, welchen Bombardements Laos während des Vietnamkriegs ausgesetzt war. Da Teile des Ho Chi Minh-Pfad auch auf laotischer Seite lagen, flogen die USA zwischen 1964 und 1973 über Laos schwerste Luftangriffe (durchschnittlich alle acht Minuten ein Luftangriff, und das über neun Jahre hinweg). Bis heute ist ein Großteil des Landes mit Blindgängern verseucht, denen Laoten noch immer zum Opfer fallen.
Bizarrster Anblick
Hochzeiten kosten auch in Laos einen Haufen Geld: Um die 10.000 Dollar – und das bei einem Jahreseinkommen von durchschnittlich 1.600 Dollar. Aber dass diese Hochzeiten tatsächlich solche Dimensionen annehmen – es kommen in der Regel so um die 1000 bis 1200 Gäste –, dass die Party mit allem Kitsch, den man sich dazu vorstellen kann, auf einem staubigen Busparkplatz in der Größe von drei Fußballfeldern ausgerichtet werden muss, ist dann doch interessant anzusehen.
Spektakulärste Aussicht
Nach Vang Vieng, das eine ballermannartige Hölle sein soll, bin ich nur durch einen Zufall gekommen. Zum Glück. Denn der Weg dorthin bot die spektakulärste und zugegebenermaßen romantischste Aussicht der ohnehin Dauer-tollen Landschaft. Aus Vang Vieng selbst kann man ganz schnell wieder verschwinden.
Traumhafte Bilder, liebe Judith, und wie immer ein Highlight zu lesen!
Freue mich schon auf den nächsten Blog 😉
Daaaanke!! 🙂
Hm lecker Büffelhaut, so mit den Haaren noch dran mag ich sie. Also Chapeau Judith! Ich find dein Projekt so mutig. Mir, die sich nie ausserhalb Europas aufhält (mal abgesehen von dem einem Mal Iran) klappern schon beim Lesen und Anblick der tollen Fotos die Zähne.
Mir ehrlich gesagt auch 🙂