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1800 Hammerfäuste

Okt. 15, 2016

Was die Weltpolitik kann, kann ich schon lange: Ich rüste auf. Als Schisser treffe ich selbstverständlich Sicherheitsvorkehrungen.

Die Basics

Umfangreiche Bastelarbeiten fließen seit geraumer Zeit in die Entwicklung besonders kreativer Geldverstecke – an einem zufrieden stellenden Ergebnis bin ich aufgrund meiner ausbaufähigen handwerklichen Begabung noch dran.

Eine alte Fakekreditkarte hat – dem fehlenden Wegwerf-Gen meiner Mutter sei Dank – einer der zahlreichen Schränke meines Elternhauses hervorgebracht. Lediglich der fortgeschrittene Grad der Vergilbung (Verfallsdatum 2001) sollte dem potenziellen Räuber besser nicht auffallen.

Und meine Pacsafe-Handtasche, die so diebstahlssicher ist, dass ich selbst kaum mehr an den Inhalt komme, ist jetzt schon mein treuester Begleiter. Über das abschließbares Stahlnetz selbiger Firma, das sich zur Rucksacksicherung einsetzen ließe, denke ich noch nach (das Gewicht…).

Die Kür

Zur Komplettierung meines persönlichen Sicherheitspackages, habe ich ein Thema in Angriff genommen, das ich seit zwanzig Jahren erfolgreich vor mir herschiebe: Die Absolvierung eines Selbstverteidigungskurses. Nur: In dem Dickicht aus tausenderlei asiatischen Kampfstilen, die alle irgendwie gleich klingen, soll sich mal einer zurecht finden. Jiu jitsu, Judo, Aikido, Karate, Kung Fu, Qi Gong, Tai Chi, Muay Thai und wie sie alle heißen. Vor allem: Ich will nicht erst in einer komplexen Choreographie um die eigene Achse tänzeln müssen, bevor ich jemanden umniete.

Krav Maga (Betonung auf dem dritten a – kann ich mir selbst nicht merken) heißt die Lösung: Es handelt sich hier um die Nahkampftechnik des israelischen Militärs – und die sind bekanntermaßen hart drauf. Ich würde sagen: Da bin ich richtig.

Also ward kurzerhand ein Wochenendworkshop belegt.

Erste Lektion: Vorher nachfragen, wie viele Lehrer auf wie viele Teilnehmer. Wir waren bestimmt an die vierzig Leute – mit ganzen zwei Trainern (und da können sie noch so nett sein) wird das vielleicht für den Veranstalter effizient, für die, die lernen wollen, wie man einigermaßen koordiniert um sich schlägt, eher weniger.

Zweite Lektion: So ein popeliger 2-Tageskurs bringt gar nichts.

Wie bitte? Kein Scherz. Wie ich seit dem Wochenende weiß, muss man eine Technik – so sagt zumindest die Statistik – 1800 Mal ausgeführt haben. Erst dann beherrscht man sie so weit, dass man sie ohne groß nachzudenken automatisch abrufen kann (was sich im Falle einer akuten Bedrohung durchaus anböte). Für jahrelanges Training fehlt mir jetzt aber die Zeit. Also – für irgendwas muss der ganze Aufwand doch gut sein. Ok, kommen wir zu Lektion 3:

  • Das Legitimitätsproblem ausgiebiger Shoppingtouren dürfte sich jetzt ein für alle mal erledigt haben: Mit dem obligatorischen Blick ins Schaufenster lässt sich nämlich nicht nur die Auslage begutachten, sondern auch das Umfeld auf zwielichtige Gestalten screenen.
  • Das olle CS-Gas, das ich anno dazumal versehentlich gegen einen Freund im Einsatz hatte (er hat sich seinerseits mit einem Parfumangriff gerächt – viiiiel schlimmer als CS-Gas!!), tausche ich besser gegen ein modernes Pfefferspray, das nicht in alle Richtungen stäubt, sondern in einem ganz gezielten Strahl sprüht.
  • Angreifern schaut man nicht in die Augen (verdammt schwierig, sich das abzugewöhnen), sondern auf die Brust! Tatsächlich lässt sich so viel besser abschätzen, aus welcher Richtung (welches Bein / welcher Arm) die nächste Aktion kommt.
  • Wenn sich an einer Trainingspartnerin innerhalb kürzester Zeit an allen möglichen Körperstellen blaue Flecke abzeichnen – tja, dann steckt wohl etwas mehr Kraft in einem selbst als man vermutet hätte. Und wenn besagte Trainingspartnerin überzeugt ist, dass man anscheinend überhaupt keine Hemmungen hätte, jemandem – sorry – auf’s Maul zu hauen, dann ist das auch eine beruhigende Erkenntnis.
  • Anders als die epischen Schlägereien in den ein“schlägig“en Actionfilmen glauben machen, reicht ein ordentlicher Treffer in eines der sogenannten Primärziele oft schon aus, um einen Bösewicht in die Flucht zu schlagen oder zumindest soweit auszuschalten, dass man sich selbst vom Acker machen kann.
  • Jeder hat sein Steckenpferd. Manche konnten sich besonders für die Tritttechnik begeistern, ich gehöre zu den glühenden Verfechtern der Hammerfaust. Die beherrsche ich inzwischen aus dem FF, zumindest habe ich sie an dem Wochenende gefühlt mehr als 1800 Mal rausgeholt.

Lektion 4 (die ist nicht für mich, sondern für all euch böse Menschen da draußen):

Kommt mir nicht zu nahe. Ich hau euch weg. Aber sowas von.