Select Page

Schuhwerk Part I

Sep. 18, 2016

Ausgangslage

Zu jedem noch so bedeutungslosen Weltreise-Thema finden sich unerschöpfliche Quellen mit erschöpfenden Ausführungen. Dass aber ausgerechnet die Frage nach dem adäquaten Schuhwerk unerforscht ist, stimmt mich ratlos. Soweit ich das richtig verstanden habe, sind die eigenen Füße auf derartigen Reisen DAS Fortbewegungsmittel der Wahl: Unschlagbar kostengünstig, weitestgehend unabhängig von Fahrplänen, flexibel in der Routenplanung, wendig im Gelände. Wie alle mechanischen Dinge bedürfen auch Füße eines Mindestmaßes an pfleglicher Behandlung – sie werden es mit Langlebigkeit danken.

Meine ausgiebige Recherchetätigkeit brachte aber nicht mehr als den fragwürdigen Rat zu Tage, sich Chucks zuzulegen und diese, sobald nichts mehr von ihnen übrig ist (also nach ca. einer Woche), gegen preiswerte asiatische Fakemodelle auszutauschen.

Ne. Mein Schuh muss was können. Er muss sich eignen für strapaziöse Städtetouren genauso wie für mehrtägige Wanderungen durch unwegsames Gelände; weder in tropischer Schwüle, noch während südostasiatischer Monsune soll er sich in ein  portables Fußbad verwandeln; um mein Dauerschlechtesgewissen zu beruhigen, sollten in ihm zumindest rein theoretisch ausgiebige Joggingrunden zu absolvieren sein; und – auch wenn das weniger auf Professionalität als auf Oberflächlichkeit schließen lässt –  er sollte meine ohnehin nicht kleinen Füße in Kleid- oder Rockkombinationen noch einigermaßen grazil wirken lassen. Klingt super realistisch, oder?

Studiendesign

Für eine groß angelegte Feldforschung ist es jetzt zu spät. Ich setze also zunächst auf Inspiration in den einschlägigen Outdoorgeschäften – und habe schlicht Pech. Neben der begrenzten Auswahl stoße ich auf keinen einzigen fähigen Verkäufer:  „Sorry, heute ist mein erster Tag.“ „Ja, da müssen Sie halt schauen, was Ihnen am besten passt.“ In Eigenregie dann selbst ein Paar Salewa gefunden und in der Wunschfarbe bestellen lassen. Tja – bis heute nichts angekommen. Usw.

Also her mit den Produktkatalogen sämtlicher mir bekannter Schuhhersteller – und vor allem her mit den Schuhen. Ich lasse mir einen ganzen Schuhladen schicken (sorry, liebe Umwelt – aber ich habe meinen guten Willen beim örtlichen Einzelhandel nun wirklich unter Beweis gestellt). In einem Berg von mehr als zwanzig Paar Schuhen wird sich doch was finden lassen. Nach einem kilometerlangen Testmarsch inkl. Drehkoller durch’s Wohnzimmer ist die Entscheidung gefallen:

Testergebnisse

  • Meindl: Generell zu schwer und zu klobig.
  • Salomon: hübsch, aber irgendwie nicht Fisch, nicht Fleisch.
  • Columbia: optisch sehr, sehr funktional und irgendwie windig in der Verarbeitung.
  • Salewa: hat auf jeden Fall was, stabil, optisch je nach Farbe in Ordnung, aber die wollten ja nicht.
  • La Sportiva: Wanderschuhmodell nicht uninteressant, super leicht und bequem. Aber das Trailrunningmodell ist noch besser. Leicht und stabil zugleich, tauglich für Wanderungen mit sperrigem Streckenprofil und unliebsames Jogging, sieht nebenbei gar nicht so übel aus und hört auch noch auf den klangvollen Namen „Bushido“. Nehme an, dass damit kein deutscher Sangeskünstler, sondern der japanische „Weg des Kriegers“ gemeint ist, so dass ich mich jetzt nicht nur japanisch trendy, sondern auch so stark fühle, dass ich in Erwägung ziehe, meinen Selbstverteidigungskurs abzusagen.

Was ich aber nicht unter den Teppich kehren möchte: Man kann auch in diesem Fall nicht alles haben. Mit Bushido verzichte ich auf Knöchelschutz (überbewertet) und das gute alte Gore Tex (darf halt nicht regnen, oder notfalls wandle ich auf Zehenspitzen durch die Gegend).

Ob Bushido sich bewährt, oder ob ich am Ende tatsächlich noch auf Chucks umsteigen muss, wird sich natürlich erst in der Anwendung zeigen.