
Der Kojote ist schuld.
Die Karten
Eigentlich bin ich zum Kartenlegen gegangen, weil ich wissen wollte, ob aus meinem Drehbuch (dafür wird ein Fernsehsender gesucht) noch was wird. Ich trage mein Sternzeichen (Widder) mit Stolz vor mir her, oute mich auf Nachfragen beschämt als Aszendent Skorpion, studiere Anfang Dezember das Jahreshoroskop der Cosmopolitan und akzeptiere die Tatsache, dass gemäß astrologischer Grundlehre keine einzige meiner Beziehungen unter einem guten (Stern-)Zeichen stand. Und steht – was ein Jammer ist. Das wird wohl auch so bleiben, so lange ich mir weiterhin zielsicher Jungfrauen, Löwen oder Krebse aussuche.
Einen darüber hinaus gehenden, tieferen Bezug zu astronomischen Phänomenen unterhalte ich aber nicht. Und so ist mir auf dem Weg zu Susi – das ist die Kartenlegerin – dann doch einigermaßen mulmig geworden. Nicht ganz zu Unrecht muss ich im Nachhinein sagen.
Der Kojote
Alles nimmt seinen Anfang mit dem Kojoten. Das ist die Karte, die ich nach einer komplizierten Abfolge von Abheben-Mischen-Abheben ziehe, noch bevor es losggeht mit der eigentlichen Kartenlegerei. Keine Ahnung, was mich dazu bewogen hat, mich ausgerechnet mit einem Kojoten anzulegen, aber von dieser Karte, deren Rückseite sich – ich schwöre es – in keinster Weise von den anderen Karten unterscheidet, geht anscheinend etwas Magisches aus. Also: Diese eine Karte und keine andere will ich haben. In gewisser Weise bin ich selber schuld. Und jetzt liegt eben dieser Kojote auf dem Tisch. Prompt meint Susi, sichtlich bewegt: „Au weh. Das ist eine ganz eine heftige Karte. Die wird ganz selten gezogen. Eine ganz eine heftige Karte.“ Mein Herz rutscht mir jetzt definitiv sowas von in die Hose. Ich will heim. Projektstop! Nicht weiterreden. Ich nehme alles zurück, ich hab’s mir anders überlegt. Was juckt mich die Zukunft?
Zu spät.
Die Entscheidung
Die Karte mit diesem possierlichen Tierchen bedeutet… Keine Ahnung, um mich ist ja nur noch NebeI. Ganz dumpf habe ich sowas im Ohr wie „Alles wird sich verändern; kein Stein bleibt auf dem anderen; du musst eine Entscheidung – ach was, gleich einen ganzen Haufen Entscheidungen – treffen; du kehrst dem, was bis jetzt war, den Rücken zu“.
Na super. Woher wissen diese verdammten Karten, dass…? Zugegeben, man stapft ja immer durch allerlei Baustellen im Leben, mal mehr, mal weniger, da wäre sicher auch mal die ein oder andere Entscheidung fällig. Kann ich für mich persönlich gerade nicht verhehlen. Aber dass ich gleich alles auf den Kopf stellen muss? Hey – ich bin die absolute Sicherheitsdenkerin – ich kann jetzt nicht einfach alles über den Haufen schmeißen und hinter mir lassen!?
Die Weltreise
Anscheindend doch. Das sagt jedenfalls auch der Rest der Karten, die zum Teil wirklich ganz Erstaunliches zu Tage gebracht haben. Spooky. Die Zeichen stehen auf Veränderung: Ich werde im November alleine zu einer Weltreise aufbrechen. Auch wenn ich davon schon immer mal mehr, mal weniger (zuletzt tatsächlich mehr – das muss der Kojote gerochen haben) geträumt habe, aus bekannten Gründen wäre ich bis heute niemals ernsthaft auf die Idee gekommen, das auch wirklich in die Tat umzusetzen. Schon gar nicht alleine. Ich fürchte, mit dem Kojoten wird alles anders.